Etappe 7: Grafenort - Trüebsee


Treffpunkt und Zeit: 8.30 Uhr am Bahnhof Grafenort, wir freuen uns!

Route: Grafenort-Gehren-Boden-Mettlen-Schluchtweg-Eggeli-Heitibüel-Undertrüebsee-Älperseil- Bitzistock-Trüebsee

Höhenmeter: 1100 aufwärts, 200 abwärts
Distanz: 11 km
Marschzeit: 5 Std
Schwierigkeit: T2 

 
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Grob gesehen, zeichnet das Aawasser heute unsere Grenze. Denn weil auch auf dieser siebten Etappe die Kloster-Herrschaft ihre Spuren hinterlassen hat, muss als Erstes die Hüttis- und Hasenmatt umwandert werden, und dann treffen wir wieder auf den Flusslauf und gehen der Schlucht entgegen.

Diese etwas sanftere Route zieht eine Wanderbande von elf Leuten an. Plaudernd gehen wir los, der Grenze entlang, nur die steile Schlucht bringt einige Pausen in die Sätze. Ich freue mich: Obwohl sich einige der heutigen Grenzwanderer nicht kennen, ist die Stimmung beschwingt, und bei manchem Thema kommen die einen und anderen sich näher, lernen sich kennen, finden Gemeinsamkeiten.

Zu berichten gibt es viel, und so ist der Anstieg zum Untertrübsee auch bald überwunden. Dann wird es unwegsam, doch Andreas kennt die Grenzsteine, er führt uns nahe dem Arnibach und dem Eggli über die Matten und durch die Wälder. Unsere Kantonsgrenze zieht sich gar manchmal durch Orte, durch die nur wenige Wanderer ihre Wege finden, und so überrascht es auch nicht, wenn manch Bauer oder Älpler unserer Gruppe erstaunt entgegen schaut; mal eher skeptisch und reserviert; mal gut gwundrig und fragend.

Wie auf der gestrigen Wanderung treffen wir auch heute auf Alpbetriebe, auf denen wunderbare landwirtschaftliche Produkte hergestellt werden, eigentlich sind es ja Delikatessen. Gestern auf der Bioalp Oberfeld entlang dem Walenpfad, auf der Walenalp, und heute im Trübsee und auf der Gerschnialp, vor den Älplertüren werden sie angepriesen, diese Köstlichkeiten, manchmal in kraxliger Zier oder in schön geformter Schrift: Alpkäse zu verkaufen. Sbrinz, Mutschli, Rahm oder Alpenbutter. Das Zvieriplättli, frisch serviert, bietet auf dem einen Holzbrettli gluschtige Ziegenwurst und auf dem anderen Holzbrettli locken Rohmilchkäse verschiedenster Art. Neben den Alphütten sehen wir die Kühe weiden: frische Gräser, Blumen und wilde Kräuter. Uns geht das Herz auf, wir sind an einem Ort, an dem köstlichste Naturprodukte hergestellt werden, umsichtig, liebevoll.

In einer Waldlichtung lassen wir uns alle nieder zum Mittagsrast und nun werden sie ausgepackt, die Leckerbissen, die sich im Rucksack versteckten. Auch ein feiner Tropfen, diesmal aus der Genferseeregion, verfeinert unsere Rast, es entwickelt sich eine rege Diskussion über die Regionalität der Produkte. Erinnern wir uns doch an das erst kürzlich genossene Essen in einem Restaurant im Herzen der Schweiz, mitten in den Bergen, in einem Lokal, das in seinem Auftreten von authentischer Regionalität nur so strotzt. Die Speisekarte verspricht uns Gaumenfreude, aber warum wird der wunderbar angerichtete Salatteller mit Parmesan serviert, wenn rund um das Restaurant der „chüschtigste“ Sbrinz und vieles mehr produziert werden? Warum wohl essen wir Schweizer fünfmal mehr Parmesan als Sbrinz? Vielleicht waren wir die letzten Jahre mehr in Italien am Meer, anstatt unsere Bergwelt zu geniessen und haben vor lauter Sole, Vino, Pasta und Dolce Vita einfach vergessen, dass das dort zwar prächtig ist – hier aber alles Gute eben doch von oben kommt.

Vor ein par Jahren habe ich mir einen Film über die Wildheuer im Muotatal angesehen, der mir einen nachhaltigen Eindruck hinterliess: Da war eine Gruppe älterer Männer im Muotatal unterwegs, um zu heuen – und zwar an extrem steilen Hängen, so steil, dass Tiere dort nur schwerlich grasen könnten. Damit die Männer in diesen extrem steilen Lagen Halt finden, tragen sie mit langen Nägeln bestückte Holzschuhe, manchmal müssen sie sich sogar anseilen.

Dass dieser Brauch am Aussterben ist, erstaunt angesichts des Aufwandes eigentlich nicht.

Und wenn man dann erfährt, dass dieses hoch qualitative, ungedüngte Heu, das viele verschiedene Alpenblumen und wilde Kräuter enthält, nicht mehr löst als Heu aus dem Löwenzahn-Unterland – dann muss so ein Wildheuer-Manndli entweder etwas hirnverbrannt sein oder „en Pickte“, der genau weiss, was er tut, und dem man eigentlich nur danke sagen kann: Danke.