Treffpunkt: Die Schlussetappe! Wir treffen uns um 10.45 Uhr bei der Taverne Bürgenstock. Wer das Postauto nimmt: Es fährt ab Stansstad 10.17 Uhr. Vom Bürgenstock wandern wir dem Felsenweg entlang zur Hametschwand und hinunter zur Obermatt. Von der Obermatt führt uns eine Naue nach Volligen. Und da stossen wir im Restaurant Volligen zusammen an und runden sie so ab, die «Grenzerfahrung Nidwalden 2017». Die Rückfahrt ist durch einen Taxidienst gewährleistet.
Route: Bürgenstock-Felsenweg-Hametschwand-Obermatt-mit der Naue nach Volligen
Höhenmeter: 650 aufwärts, 650 abwärts
Distanz: 7 km
Marschzeit: 3 Std
Schwierigkeit: T1
«Es hat schon wilde Typen dabei, die immer die Grenzen suchen.» Das sagt Rennleiter Patrick der Nidwaldner Zeitung, aber er meint nicht uns, die wir die heutige Etappe der Grenzwanderung angehen. Vielmehr meint er die Töffli-Rally in Ennetmoos, sie lockt tausende von Tefflibuebe, jung und alt. Es rattert und knattert im Kanton Nidwalden.
Etwas leiser ist der Start zu unserer letzten Etappe, es geht über den Bürgenstock nach Volligen. Aber wilde Typen hat es da auch dabei. 16 sind wir heute an der Zahl, Andreas und ich treffen sie in der Taverne auf dem Bürgenstock-Ressort. Vorher aber haben wir noch etwas Höhe überwinden müssen. Entlang des Trassees der Bürgenstockbahn sind Andreas und ich Stufe um Stufe hochgestiegen, über 4000 sind es. Walter hat uns bei der Bergstation in Empfang genommen: «Das war sicher locker, aber Morgen, morgen werdet ihr wieder an uns und die Stufen denken!» Neben ihm glänzte, in farbiger Blumenpracht bereit für die Eröffnung, die Oldtimer-Bürgenstock- Standseilbahn. Doch jetzt in der Runde der wilden Typen und gestärkt durch einen Kaffee geniessen wir unsere Wander-Rally über den Hammetschwand und das Chänzeli bis hin zum Mattgrat.
Nicht nur im Tal fordern uns Hindernisse heraus, sie kommen in Form von Steinen, Kurven und Treppen. Wie die Tefflybuben sind auch wir Wandertrüppler gefordert. Wir staksen und kraxeln und schlittern und hüpfen durch aufgeweichte Waldpfade und sonnige Matten bis hinunter zur Obermatt.
Da legt die Naue eben an, das Wasser könnte blauer nicht strahlen, das Bier nicht goldgelber serviert werden. Kari Kreidler würde sagen: «Wander-Rally isch fantastisch und d'Stimmung isch bombastisch.» Schon geht’s los, tuckernd mit dem schweren Lastschiff, gesteuert von Hugo und André, hinaus in die Mitte des Sees, genau der Grenze entlang.
Plötzlich wird der Motor gedrosselt, wir stehen vor dem Bagger im See vor der Risleten. Aus der Risletenschlucht sprudelt der Wasserfall, und der auserlesene Ort offenbart eine Schönheit, die uns für einen Moment die Worte nimmt. Doch ist es nicht die Anmut der Risleten, die unser Frachtschiff stillstehen lässt, es ist der Bagger im See, Hugos Arbeitsplatz während 42 Jahren, und nun sprudelt es nicht nur aus der Risleten: Hugo erzählt von seinem Beruf und aus seinem vergangenen Arbeitsalltag und das mit einer Leidenschaft, wie ich sie selten erlebt habe. Wir spüren es, der Hugo und der Kari Kreidler haben etwas gemeinsam, in Karis Blut fliesst Benzin für Puch und Max, und bei Hugo schlägt das Herz für die Ledischiffe Fritz, Rigi und viele mehr.
Der nagende Hunger und die brennende Sonne lassen uns dann weitergleiten und schon bald sehen wir das Spreitenbächli – unspektakulär und in Gebüschen eingebettet springt das kleine Bächlein über die Steine in den See.
Hier ist es. Wir sind angekommen, die Grenztour schliesst ihren Kreis. Wir haben es geschafft. Ein unbeschreibliches Gefühl. Unsere Blicke schweifen über die Grate entlang des Niederbauen, unsere Gedanken gehen zurück, wandern nochmals kurz durch diese 17 Etappen. Ab jetzt, ins Restaurant Volligen, wir stossen an, geniessen das Zvieriplättli.
Und schon sprudelt es von Erinnerungen: der Knieschoner von Christine, die Kletterpartie von Felix, der traditionelle Schaffhauser Weisswein von Anita, die «Wanderschuhe» von Erika, die Pilze von Gerhard, die Übernachtung im Heu, die Ziegenwurst auf der Gerschnialp, der Gleitschirmflug von Noldi, die Organisationshilfen von Luzia und unsere neuen Gäste heute: Beat, Therese, Andi und Lis und wie sie alle diese letzte Tour bereichern mit neuen und unvergesslichen Erinnerungen.
Jetzt stehe ich hier, schreibe meinen Bericht, auf dem Routenplan folgt keine neue Etappe. Ich werde es vermissen: die Wettervorhersagen zu studieren, auf der Landkarte die Route abermals und abermals zu verfolgen, die Feteli zu sortieren, den Rucksack zu packen, diese Neugier zu spüren, Schritt für Schritt in Gedanken zu sein, dann wieder zu plaudern, zu diskutieren und ausser Schnauf zu geraten, wenn es dann doch wieder steil wird. Es ist wie an der Teffly-Rally: Es war ein Erlebnis für mich und ich hoffe, auch für all die vielen Leute, die mitgekommen sind. Ein Rucksack voller Erinnerungen.
Diese Erinnerungen habe ich mir – haben wir uns – in einem Kanton erwandert, der uns allen eine Vielfalt von Möglichkeiten bietet. Ich freue mich, dass wir darauf achten, diese Möglichkeiten zu bewahren, sie selber zu erleben – und gemeinsam mit anderen Menschen das Leben in unserem Kanton zu gestalten und Erinnerungen miteinander entstehen zu lassen.
Ja, Nidwalden, es ist schön, hier zu leben. Hier sind Menschen, welche die Traditionen pflegen und gleichzeitig offen sind für Neues. Menschen, die dem Kanton mit ihrem Engagement Farbe geben – wie die Crew der Teffly-Rally. All diese Menschen lassen unseren Kanton pulsieren.
So habe ich in den letzten Wochen die Nidwaldner Grenzen hautnah erlebt, dazu von manchem Gipfel den Horizont des Kantons betrachtet. Er ist weit, er ist offen und er leuchtet. Dass er so ist, dafür danke ich euch.