Etappe 1: Volligen - Niderbauen Station


Route: Volligen-Spreitenbach-Seelisberg-Brennwald-Dürrensee-Schellenberg-Tritthütte-Niderbauen Station

Höhenmeter: 1550 aufwärts, 400 abwärts
Distanz: 12 km
Marschzeit: 6 Std
Schwierigkeit: T2 


Etappe 1: Volligen - Niderbauen Station
Ein kurzer Ruck und ein feines Quietschen lässt die Standseilbahn Treib-Seelisberg stillstehen. Endstation – und Start zu unserer ersten Etappe der «Grenzerfahrung Nidwalden». Was erwartet uns auf dieser Reise entlang der Grenze von Nidwalden?

Wo genau sind die Grenzen?
Der Start ist unwegsam, er ist nur über das ausgetrocknete Bachbett des Spreichtenbächlis zu erreichen. Wir kommen dann gut voran, steigen in die Höhe, doch manchmal wissen wir gar nicht genau, wo wir uns befinden: Die Grenzen sind nicht überall klar ersichtlich. Vielfach hilft ein Gespräch mit Ortsansässigen. So führt uns ein Gespräch mit dem Äbnet-Bewohner zur Entscheidung, den weiteren Weg zwischen Zingel- und Stützberg über den Litenfad zu suchen. Steil ist es, rutschig und gar manchmal müssen wir auf allen Vieren den Berg hinauf.

Das Ziel in Sicht
Umso schöner ist es auf dem Felsen des Brennwaldes. Durch die buschige Wildnis gelangen wir ans helle Licht, der Blick öffnet sich auf unser Ziel: den Niderbauen. Also, weiter zum Hattig, von wo es auf dem schmalen Pfad durch den Schellenberg wieder gut ansteigt. Steile Felswände lassen uns von der Grenze abweichen, über die „Häywhittli“ erreichen wir die Tritthütte über die Felsenbänder. Ein kurzes Stück noch bis zu unserem Ziel, dem Gipfel des Niderbauens. Gleichzeitig mit den dunklen Gewitterwolken treffen wir ein, müde und glücklich auf dem Gipfel hoch über dem Vierwaldstättersee. Ein kurzes Gratulieren und ein Gipfelfoto und schon geht’s weiter über den Hundschopf. Ein letztes Mal der Grenze entlang zurück zur Bergstation Niderbauen, wo uns die lachenden und fröhlichen Gesichter einer Hochzeitsgesellschaft empfangenen.

Ein Gesetz mit Grenzen
Während ich meine Grenzwanderung geplant habe, ist auch die Totalrevision des Bürgerrechtsgesetzes gestartet: eine Anpassung an das Bundesgesetz auf kantonaler Ebene. Ein Gesetz von vielen. Aber ein Gesetz, welches sich mehr als andere mit Grenzen befasst: Grenzen definieren, setzen, erweitern, aufweichen, stärken. Landauf, landab wird darüber gestritten, wie und wer in der Schweiz eingebürgert werden soll. Sollen die Hürden für den roten Pass in den Himmel reichen? Oder soll der rote Teppich ausgelegt werden? Dies müssen und wollen wir diskutieren, um den Gesetzesentwurf «kantonales Bürgerrechtsgesetzt» zu verfassen. Im Regierungsrat und im Landrat gibt es viele verschiedene Meinungen, nicht immer ist Übereinstimmigkeit zu finden. Kaum ein anderes Thema wird politisch und emotional so stark ausgeschlachtet wie die Einbürgerung. Oft drückt der Unmut über die Ausländerpolitik durch.

Eine Wanderung mit Grenzen
Diese Themen – Grenzen bestimmen, seinen eigenen Raum bewahren und dem Innern Schutz geben – sind Themen in der Politik und auch auf unserer Wanderung. Nicht immer war es einfach, ganz genau auf Nidwaldner Boden den Grenzen entlang zu gehen. Zu unserem eigenen Schutz mussten wir die Grenzen überschreiten oder von der Grenze Abstand nehmen. Manchmal schafften wir den Übergang über die Grenze nicht: Steile Felswände, Privateigentum oder wirr gelegte Elektrozäune zwangen uns zum Umweg. Und manchmal wussten wir gar nicht genau, wo wir uns befanden: Die Grenzen sind nicht überall klar ersichtlich.

Fragen und zuhören
Dieses Gespräch bot sowohl uns wie auch unserem Gegenüber Einblick in die jeweiligen Anliegen und Haltungen. Und genau so ist es auch für mich in der politischen Arbeit: Eine offene Haltung ist unabdingbar. Auch und besonders in Bezug auf Neues und Unbekanntes. Diese Haltung hilft uns, unsere eignen Werte – Grenzen – zu erkennen. Und sie hilft uns, diese Werte zu reflektieren, sie zu pflegen und weiter zu vermitteln. Das scheint mir der beste Weg, wie wir alle zusammen gut weiterkommen – und unsere Bürgerrechte mit Offenheit und Sachverstand diskutieren.

Ja, so war es
Schön war sie, diese erste Grenzerfahrung Nidwalden. Highlights gab es einige: natürlich, auf dem Gipfel anzukommen, das Panorama und das Gespräch mit dem Äbnet-Bewohner, der uns half, die Grenzen einzuschätzen und uns richtig zu entscheiden.